Wir befinden uns im Gespräch mit Christian G. Brunner, Leiter der Fachschule Immobilien der KS Kaderschulen, über Aus- und Weiterbildungen in der Immobilienbranche und darüber, worauf es heutzutage bei einem Immobilienmakler/einer Immobilienmaklerin ankommt.
Lanz: Christian, wer bist du und was machst du genau?
Brunner: Wie bereits von dir erwähnt, leite ich seit acht Jahren die Fachschule für Immobilien an den KS Kaderschulen; nebenbei bin ich Gerichtschätzer für einige Gerichtskreise, für die Bewertung zuständig und in der Projektentwicklung. Ich doziere auch in einigen Bereichen; Bewertung, Baurecht und Stockwerkeigentum.
Lanz: Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus?
Brunner: Ursprünglich habe ich eine Lehre als Maurer absolviert, mich dann weitergebildet, berufsbegleitend eine betriebsökonomische Ausbildung gemacht, einen Master in der Immobilienökonomie absolviert und dann die Vertiefung in Valuation im zweiten Master gemacht.
Lanz: Das klingt anspruchsvoll – aber auch nach extremen Chancen, die du da wahrnehmen konntest. Vom Maurer zum Immobilienökonom ist ja keine 0815-Laufbahn – Respekt! Könntest du uns ein bisschen mehr über die Bildungslandschaft im Immobilienwesen erzählen?
Brunner: Die Bildungslandschaft im Immobilienwesen lebt von sehr vielen Quereinsteigern. Sie kommen aus ganz verschiedenen Bereichen und Grundausbildungen her und haben dann die Möglichkeit, sich im Bereich der Immobilien weiterzubilden. Beim Fachausweis für Immobilienvermarktung beispielsweise braucht man drei Jahre Berufspraxis. Das schwierige am heutigen Markt ist es, die Chance zu bekommen, sich diese Praxis anzueignen.
Lanz: Muss man bereits drei Jahre Praxis mitbringen, wenn man die Ausbildung bei den KS Kaderschulen beginnt, oder diese Erfahrung erst beim Abschluss vorweisen?
Brunner: Die Schule geht ein Jahr; bevor jemand in die Schule kommt, braucht er bereits zwei Jahre Berufspraxis. Dies gilt in allen Bereichen. Darum ist es schwer, eine Zulassung für die eidgenössische Prüfung zu bekommen. Eine mögliche Weiterbildung ist die Erlangung des eidgenössischen Diploms und zum Schluss den MAS real estate management (auch Immobilienökonomie genannt) an den Fachhochschulen. Dabei handelt es sich um eine zweijährige Ausbildung.
Lanz: Klingt spannend! Ausbildungen und Schulen kann man also genügende machen. Nur – wie kriege ich jetzt den Fuss in die Praxis?
Brunner: Das ist eine schwierige Angelegenheit. Es gibt kaum jemanden, der die Grundausbildung oder die Lehre im Bereich Immobilien macht. Das Konzept, wie BETTERHOMES es hat, finde ich super: Den Einstieg über die verschiedenen Schulungen intern zu meistern und danach mit der mehrtägigen Fachschulung – die in Kooperation mit den KS Kaderschulen bereits seit mehreren Jahren erfolgreich durchgeführt wird – berufsbegleitend in die Branche einzusteigen und Praxiserfahrungen zu sammeln. Diese Schulung wird auch bei der Ausbildung zum eidgenössischen Fachausweis angerechnet.
Lanz: Du hast ja viel Erfahrung in der Theorie und auch in der Praxis – welchen Weg oder welches Endziel würdest du empfehlen?
Brunner: Ich erkläre den Leuten in den Schulungen eigentlich immer das Gleiche: Der Rucksack, den ein Immobilienvermarkter trägt, besteht zu 60 % aus Verkaufstechnik, Können und Menschenkenntnis; 30% aus dem Fachlichen und der Rest aus der Kenntnis der Prozesse. Das Wichtigste, um ein erfolgreicher Immobilienvermarkter zu sein, ist für mich, die Verkaufstechnik zu beherrschen. Damit ich jedoch auf einen Kunden zugehen kann, muss ich natürlich gewisse Grundlagen kennen. Entscheidend ist jedoch, dass der Immobilienmakler das Zwischenmenschliche beherrscht.
Lanz: Das ist spannend, denn wir setzen ja seit über 12 Jahren genau auf diese Praxis, das Vertriebswissen; auf der anderen Seite braucht es natürlich auch das theoretische Grundlagenwissen, das wir von euch bekommen. Gerade diese Synergie ist es schliesslich, die den Erfolg ausmacht. Wir spüren auch, dass die Kundinnen und Kunden heutzutage kritischer sind und nachfragen, was die Maklerinnen und Makler für einen Bildungsabschluss haben. Ich denke, der Fachausweis hat schon an Bedeutung gewonnen. Kannst du das so bestätigen?
Brunner: Ja und nein. Den Fachausweis kennt jeder, aber die gesamtschweizerischen Zahlen von Prüfungsabsolventen sind seit Jahren rückläufig. Beim Abschluss geht es um Fachliches, nicht um Verkaufstechnik. Es ist eine gute Ausbildung und hilft einem natürlich auch im Kundengespräch. Der Kunde von heute ist topinformiert; im Internet findet man alle Informationen und kann in die Waagschale werfen, was der Vermarkter gesagt hat.
Lanz: Ich denke, das ist der heutige Zeitgeist. Vermutlich haben auch die Ärzte mit dem Thema zu kämpfen; dass der Patient das Gefühl hat, Google habe ihn bereits besser aufgeklärt. Meinst du nicht auch?
Brunner: Doch, das denke ich auch. Deshalb wird es immer wichtiger, dass die Makler neben dem guten Verkaufswissen auch eine fachlich solide Ausbildung absolvieren. Und das von Grund auf «on the job».
Lanz: Vielen Dank, das ist ein schönes Schlusswort.
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Bild: © KS Kaderschulen